Clara: Die geheime Gabe - Band 1 (German Edition) by Pea Jung

Clara: Die geheime Gabe - Band 1 (German Edition) by Pea Jung

Autor:Pea Jung [Jung, Pea]
Die sprache: deu
Format: epub
Herausgeber: Books on Demand
veröffentlicht: 2015-01-25T00:00:00+00:00


19

Am nächsten Morgen wache ich durch das Klingeln des Weckers auf und mein erster Blick fällt auf ein volles Glas Milch, das auf dem Nachtkästchen steht. An dem Glas lehnt ein Zettel. Als meine müden Augen die Zeichnung scharf gestellt haben, erkenne ich einen selbstgezeichneten Hello-Kitty-Kopf, der mich frech an zwinkert. Oh, nein. Kann es eigentlich noch peinlicher werden? Ich drehe mich auf die andere Seite und ziehe mir das Kissen über den Kopf. Erstaunlicherweise ertappe ich mich dabei, wie ich kichere.

Mit frisch gewaschenen Haaren humple ich zum Frühstücken. Das scheint hier meine normale Fortbewegungsart zu sein. Alle anderen sind schon dabei, das Frühstück herzurichten außer Balthasar, den sehe ich nirgendwo. John, der wie immer in der Küche hantiert, begrüßt mich mit einem verschmitzten Grinsen: »Guten Morgen, Bonnie.«

Sein Blick fällt auf meinen bandagierten Fuß. »Beim Tanzen den Fuß verknackst?«

Ich fasse es nicht. Er war tatsächlich noch in der Bar, als wir getanzt haben. Betont gleichgültig greife ich mir den Brotkorb und will ihn gerade auf den Tisch stellen, als ich John hinter mir singen höre: »Stay by my side …«

Überrascht drehe ich mich um. Er hat die Augen geschlossen und das Gesicht zu einer Grimasse verzogen. Außerdem klingt seine Stimme unnatürlich hoch. Den Pfannenwender hält er sich als Mikrofon vors Gesicht: »… you’re the air that I breathe tonight …«

Grinsend stelle ich den Brotkorb ab. Jetzt geht Titus zu John in die Küche und singt mit: »… all I want …«

John reicht ihm eine Hand und die beiden tänzeln auf Zehenspitzen im Kreis. Die haben doch nicht etwa vorher heimlich geübt?

Balthasar kommt mit einer Zeitung in der Hand herein und mustert die beiden überrascht.

»… beside you … staaaaayyyyyy!«

Sara grölt laut auf und applaudiert, während sich die beiden Sänger vor uns verbeugen. Ich applaudiere ebenfalls. Balthasar schüttelt grinsend den Kopf und setzt sich an den Tisch.

Titus geht zum Kühlschrank. Kurz darauf höre ich ihn schimpfen: »Wo ist denn die ganze Milch hin? Da war doch gestern Abend noch eine volle Flasche da?«

Balthasar und ich wechseln einen Blick. Ich hole gerade Luft, um Titus über den Verbleib der Milch aufzuklären. Da schüttelt Balthasar kaum merklich den Kopf. Er hat Recht, was Titus nicht weiß, macht ihn nicht heiß.

Ich setze mich neben Sara. Sie greift nach dem Krug Orangensaft und flüstert mir ins Ohr: »John hat gesagt, du hast gestern mit Bale Karaoke gesungen?«

Mein Blick schweift zu Balthasar, der sich seinem Frühstücksei und der Tageszeitung widmet.

»Ja«, hauche ich zurück.

»Und ihr habt den zweiten Platz gemacht?«, hakt Sara ungläubig nach.

Ich nicke und sage etwas lauter: »Ihr seid ja bestens informiert, wie mir scheint.«

Jetzt ruft Sara laut zu Titus, der immer noch in der Küche steht und nachdenklich die fast leere Milchflasche betrachtet: »Du Titus, da müssen wir unbedingt mal hin. Das wird ein Riesenspaß!«

»Ich bin dabei, aber nur als Zuschauerin«, rufe ich und füge hinzu: »Aber du darfst nicht mit Titus antreten, weil ihr zusammen seid.«

Sara verarbeitet das Gehörte sofort und wendet sich an John: »John? Bitte …«, fleht sie.

John stellt die Speckpfanne auf den Tisch.



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